Buchempfehlung für
Lauter nette Tiere von Annie M.G. Smith
Lauter nette Tiere bis auf eines, hätte der deutsche Buchtitel warnen können. Tut er aber nicht. So beginne ich vorzulesen und auf den bisweilen unsteten Reimen juckelt sich das Kind in den Schlaf.
Die Entchen sind ulkig,
Dickidick Schnauf komisch, bei den Ottern lache ich am Ende - Nicht zu laut!
Das Kind!
Ein sehr kleines Schweinchen sagt mir auch sehr zu.
Dann kommt
Sebastian.
Dessen tragisches Ende kann ich vor Lachen nicht verwinden.
Das Kind guckt fragend,
"Wieso, was ist denn passiert?"*
Nächstes Gedicht.
Die Plüschkatze.
Dritte Strophe.
Ich gerate außer Kontrolle.
Ja, ja, ich lese noch weiter, aber lass mich doch erst mal lachen!
"Mama, ich mag nicht, wenn du immer lachst."
Gut.
Jetzt kommt 's.
Davor hat das Buch nicht gewarnt!
Versteht das Kind Ironie?
Hat die Dichterin Annie M.G. Smith mit Rosalinds Geschichte Rückschau auf ihre eigene Kindheit gehalten und
meint sie es auch ironisch?
Das Unstete setzt für kurze Zeit aus, der Text fließt, er fließt so gut, dass sich die Worte
Rosalind und
ergrimmt unzweifelhaft reimen. Das Fließen unterstreicht den schaurigen Charakter - schaurig wie im Struwelpeter.
Wenn sich ein Kind nicht wohlverhält!
Hätte Rosalind mal bloß Angst gehabt!
Aber ihr Glauben kannte keine bösen Tiere, sondern nur
lauter nette und nicht den Vogel Bangebangst.
Nett wird es erst wieder mit dem Kamel im Bett, mit den Lämmchen - ich mag jedes Wort, das Spiel mit den Lauten, den Mitlauten, farbige Verben,
besondere Verben, jeden Reim und auch die Reime, die sich eigentlich nicht reimen, ich mag abgedrehte Vorstellungen - auch in
Stachelschweins Wiegenlied. Ganz professionell, lache ich diesmal nicht. Leiern ist bei einem Wiegenlied erlaubt, je ernsthafter desto schöner.
"Kannst du noch, Kind? Hörst du noch das letzte Gedicht?"
Müde, aber unbedingt!
Die Arche.
Viel lustiger als in der Bibel.
Annie M.G. Smith (Gedichte) Harrie Geelen (Bilder) (1995) Beestenboel. Amsterdam// dt. von Mirjam Pressler (1998) Lauter nette Tiere. München
Der niederländische Buchtitel Beestenboel bedeutet laut google-Übersetzung einfach nur Tierwelt.
*) Es ist nicht komisch, über das Ende einer Spinne zu lachen.