Freitag, 29. Oktober 2010

Unterwegs

Berlin 14:01 Mit etwa 5 Minuten Verspätung. Das Kamel im Zoo steht zur rechten Zeit da. Zwei Höcker sind sein Rücken, zwei Höcker sind vor seinem Bauch. Ein stillendes Kamel. Nur ein Augenblick. Eins ins andere geschoben.

Das Dunkel des Herbstabends bringt Gebäude von innen zum Leuchten. Eines besticht meinen Blick, weil es aus lauter Regalen besteht. Sein Inneres zwar, denn die Fassade ist aus Glas und Beton, aber sieh nur! Du könntest die Betonstreben wegnehmen und das Kartengebäude aus Bücherregalen würde nicht einstürzen. Schwarze Regale bis zur Decke in jedem Stock, Fenster für Fenster fällt der Blick in die Regalreihen, Reihe für Reihe parallel in immergleichen Abständen. Die Abstände sind für die Menschen da, die sich im Kartenhaus bewegen. Vor allem drehen sie ihre Köpfe und schwenken den Blick. Dann ziehen sie ein Buch zwischen den anderen hervor und nichts wackelt. Der Zug zieht vorbei, es dauert lange, so weit ist die Fassade. Bücher und Menschen wechseln die Plätze, das Haus zittert nicht.

Einen Vorgeschmack auf Halloween bekam ich beim Fahren mit der U-Bahn. Die Ansage in englischer Sprache warnte vor dem Ausstieg an der nächsten Station:

MIND THE GAP


Dienstag, 12. Oktober 2010

Rekord

Der kleinste Kohlrabi in meiner näheren Umgebung ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Er wurde in einem Schulgarten großgezogen, ein Umstand, der das Label Pädagogik rechtfertigt. Die Ratte im Bild soll eine Maus sein. Sie dient nur dem Größenvergleich und wurde nach dem Take gemäß § 17 Abs. 2 Infektionsschutzgesetz bekämpft.


Weniger Rohkost und mehr Sinn im nächsten Blogbeitrag ab November im Kino.

Samstag, 2. Oktober 2010

Tierwelt

Buchempfehlung für
Lauter nette Tiere
von Annie M.G. Smith

Lauter nette Tiere
bis auf eines, hätte der deutsche Buchtitel warnen können. Tut er aber nicht. So beginne ich vorzulesen und auf den bisweilen unsteten Reimen juckelt sich das Kind in den Schlaf.
Die Entchen sind ulkig, Dickidick Schnauf komisch, bei den Ottern lache ich am Ende - Nicht zu laut!
Das Kind!

Ein sehr kleines Schweinchen sagt mir auch sehr zu.
Dann kommt Sebastian.
Dessen tragisches Ende kann ich vor Lachen nicht verwinden.
Das Kind guckt fragend,

"Wieso, was ist denn passiert?"*

Nächstes Gedicht.
Die Plüschkatze.
Dritte Strophe.
Ich gerate außer Kontrolle.

Ja, ja, ich lese noch weiter, aber lass mich doch erst mal lachen!
"Mama, ich mag nicht, wenn du immer lachst."

Gut.
Jetzt kommt 's.
Davor hat das Buch nicht gewarnt!
Versteht das Kind Ironie?
Hat die Dichterin Annie M.G. Smith mit Rosalinds Geschichte Rückschau auf ihre eigene Kindheit gehalten und meint sie es auch ironisch?

Das Unstete setzt für kurze Zeit aus, der Text fließt, er fließt so gut, dass sich die Worte Rosalind und ergrimmt unzweifelhaft reimen. Das Fließen unterstreicht den schaurigen Charakter - schaurig wie im Struwelpeter.

Wenn sich ein Kind nicht wohlverhält!

Hätte Rosalind mal bloß Angst gehabt!
Aber ihr Glauben kannte keine bösen Tiere, sondern nur lauter nette und nicht den Vogel Bangebangst.

Nett wird es erst wieder mit dem Kamel im Bett, mit den Lämmchen - ich mag jedes Wort, das Spiel mit den Lauten, den Mitlauten, farbige Verben, besondere Verben, jeden Reim und auch die Reime, die sich eigentlich nicht reimen, ich mag abgedrehte Vorstellungen - auch in Stachelschweins Wiegenlied. Ganz professionell, lache ich diesmal nicht. Leiern ist bei einem Wiegenlied erlaubt, je ernsthafter desto schöner.

"Kannst du noch, Kind? Hörst du noch das letzte Gedicht?"

Müde, aber unbedingt!

Die Arche.
Viel lustiger als in der Bibel.

Annie M.G. Smith (Gedichte) Harrie Geelen (Bilder) (1995) Beestenboel. Amsterdam// dt. von Mirjam Pressler (1998) Lauter nette Tiere. München

Der niederländische Buchtitel Beestenboel bedeutet laut google-Übersetzung einfach nur Tierwelt.

*) Es ist nicht komisch, über das Ende einer Spinne zu lachen.

Freitag, 1. Oktober 2010

Lesezeichen

... zwei Gedichte im Netz
, der Autor ist mkh,
verlinkt
als Notiz für mich und andere:

U n a c h t
via Wortkristall

L a ch e n d e K a t z e
via Wortkristall