Donnerstag, 28. Februar 2013

Frühe Lichtsammler


Kiefer bei der Photosynthese
Kiefern sind schlauer. Sie betreiben Photosynthese auch im Winter und dafür reicht es selbst dann, wenn die Sonne hinter einer dicken Wolkendecke nicht zu sehen ist. Andere Bäume sind aber auch nicht dumm. Die Lärche nadelt zwar, doch nutzt sie wie Birke und Buche die kalte, lichtarme Zeit für eine Ruhezeit.

Könnte ich wählen, ich würde lieber Winterschlaf halten. Anmerkung R. Sumpff.



Sonne spendet Licht

Ruhende Buche im Winterlicht

*Auszug aus Die richtige Beleuchtung von Prof. Dr. Moor, eine Fotografin, die schonmal drei Jahre in London (GB) gelebt hat.

Naturtagebuch S. 213


Zu der Abbildung 9213 findet sich eine Referenz auf meinem anderen Blog.

Samstag, 16. Februar 2013

Sonnentaler (II)

Die Sonne bildet sich ohne Absicht auf der Erde ab. Im Sommer, denn da haben die Bäume noch dichtes Haar. Ich wünsche mir nur einen einzigen Sommertag. Morgen, wenn ich die Augen öffne. Sonnentaler zu finden unter den Baumkronen. Zitat aus einem unveröffentlichten Beitrag

Das Licht einzufangen habe ich mich aufgemacht. Es braucht ein winziges Loch in einer schwarzen Schachtel und ein bisschen billigen Film. Ich habe die Bastelanleitung von Aileen Wessely befolgt: Weltweiter Tag der Lochkamerafotografie Aileen Wessely ist Redakteurin von kwerfeldein.de, dem einzigen online-Magazin für Fotografie, bei dem ich bis jetzt hängen geblieben bin. Wessely beschreibt sehr genau, wie man aus einer Streichholzschachtel eine Analoge Kamera bauen kann. Was mich verblüfft hat: Streichholzschachtel und Kleinbildfilm sind wie füreinander gemacht. Die Maße einer Schachtel betragen Länge mal Höhe mal Tiefe 5 cm × 3,5 cm × 1,5 cm. Die Höhe passt zur Filmbreite eines Kleinbildfilms. Die Tiefe bedeutet, dass zwischen Loch und Film 1,5 cm liegen. Dieser (geringe) Abstand macht aus, dass die Kamera das Licht aus einem weiten Winkel auf den Film bannen kann.

Die Bastelei dauerte ihre Zeit und brauchte meinen festen Glauben an die Theorie und daran, dass es auch mir es gelingen würde. Dass auch ich ein Lichtfänger sein könnte. Die Kamera muss bis auf ein einziges Loch lichtdicht sein. Eigentlich wird das Licht mehr ausgesperrt als eingeladen. Und das Loch, durch das es dringen darf, muss wirklich winzig sein. Dieses unfassbare Licht soll sich konkretisieren. Ich will Rot und Grün und Blau auf meinem Film sehen, und Linien, farbige Gegenstände eben.


So sieht meine Kamera aus.

Sie ist noch zu leicht und so fehlt es ihr an Standfestigkeit. Das ist ein Problem beim Lichtfangen.

Und dann.

Das Licht braucht Zeit. Es geht nicht darum, Unmengen von Licht zu fangen. Eine ganz bestimmte Menge muss es sein, nicht zu viel, aber wenigstens so viel, jedoch nicht mehr und nicht weniger. Der erste Versuch schlug fehl.

Er zeigte mir zumindest, an welchen Stellen die Kamera noch nicht lichtdicht war. Die minimale Durchlässigkeit an den Seiten rechts und links des Schachtelgehäuses, wo die Filmpatronen ansetzen, wäre aber kein Hindernis für gute Bilder gewesen. Problem: Durch das Loch war kein Licht auf das Filmmaterial gelangt. Es verbleiben ein leeres Filmband (entwickelt und ungeschnitten) und eindrucksvolle Bilder in meiner Erinnerung - sekundenlange Momente vor dem See und blauschwarzem Dezemberhimmel, Boote ruhen und Bäume, es will bald regnen statt schneien und die Sonne drängt sich zu gleicher Zeit hinaus.

Für den zweiten Versuch piekste ich das Loch nochmal ein bisschen - ich piekste das schon vorhandene Loch, aber ich stach nicht durch. Ich prüfte mit der Taschenlampe - das Muster der LED-Pünktchen bildete sich auf der Hinterwand der Schachtel ab. Beim zweiten Versuch wählte ich die Belichtungszeiten großzügig und notierte für jedes Bild den Ort, die Zeit, die Lichtverhältnisse und die Belichtungszeit, wie das moderne Digitalkameras auch können. Die Blende blieb ja immer die selbe - das Loch.


Wir sind mit einem Regionalzug in den Berliner Hauptbahnhof eingefahren. Für die Zeit seines Haltes öffne ich die Blende. Es ist ein Foto durch die Scheibe. Lampenlicht im Zug und bedeckter Himmel über der Glaskuppel des Bahnhofs. Die Stoppuhr misst 55 Sekunden, dann die Blende schließen, denn in der nächsten Sekunde ruckt der Zug schon an zur Weiterfahrt.


Lampenlicht statt Sonnenlicht.

Beim Bild vom Bär wartete ich 7 lange Minuten, ehe ich die Blende schloss. Dem Kind, das seinen Freund fotografiert haben wollte, war das zu lang. Es vergaß inzwischen, dass die Lichtbildaufnahme noch lief, und tanzte durchs Bild. Seine Spur hat es an der Stehlampe hinterlassen. Die ist stärker verwackelt als der Rest des Bildes.

Beim 13. Bild meines Films habe ich mit 3 Minuten zu viel Licht in die Schachtel gelassen. Vor den Fenstern war ein eher dunkler Tag mit bedecktem Himmel.


Die Aufnahmen bei Sonnenwetter kann ich gar nicht zeigen. Nach 7 Sekunden Belichtungszeit ist auch das Bild mit der kürzesten Belichtungszeit fast weiß.

Weitere Versuche sollen in freier Natur mit ausgewählten Motiven erfolgen unter Zugrundelegung meiner Erfahrungen mit dem zweiten Film, wenn die Grippe mich nicht mehr ans Bett fesselt und draußen die Zeit der Sonnentaler ein kleines Stück näher gerückt ist.

Anmerkungen:
1) Bilder im Beitrag zur besseren Ansicht anklicken
2) Sonnentaler sind Minaturabbildungen der Sonne auf dem Erdboden unter belaubten Baumkronen. Dabei wirkt das gleiche Prinzip, was wir uns bei der Lochkamera zu Nutze machen. Winzige Löcher im Laubwerk bündeln bei entsprechendem Sonnenstand und Sonnenwetter die Sonnenstrahlen.